Immunsystem stärken mit Knoblauch, Zwiebel & Co.
„Lebensmittel sei Arznei und Arznei sei Lebensmittel“, das wusste bereits Hippokrates. So ist eine ausgewogene, ballaststoffreiche, pflanzenbetonte Ernährung die Grundlage für ein starkes Immunsystem. Wichtig dafür sind ausreichend Eiweiß, hochwertige Fette, viele Vitamine und Mineralstoffe. Besonders immunaktive Substanzen sind Vitamin C, B, E, und auch Zink, Eisen und Selen. Vitamin C in hohen Dosen wird auch oft nachgesagt, Erkältungen zu verhindern. Studienergebnisse verweisen diese landläufige Meinung allerdings ins Reich der Mythen.
Wissenswert
Zink, Selen, beta-Carotin und Vitamin C gehören zu den wichtigen Substanzen für ein funktionierendes Immunsystem. Rindfleisch und Lamm, Haferflocken, Linsen, Gouda und Emmentaler haben einen hohen Gehalt an Zink. Reichlich Selen liefern beispielsweise Paranüsse und Cashewkerne sowie sämtliche Fischarten; beta-Carotin steckt in grünem Gemüse wie Grünkohl, Spinat und in vielen orange-gelben Früchten wie Marillen, Paprika, Karotten oder Tomaten. Kiwi, Zitronen, Orangen, grüner Paprika, Erdbeeren und schwarze Johannisbeeren sind reich an Vitamin C.
Obst und Gemüse liefern nicht nur Vitamine und Mineralstoffe, sondern auch sekundäre Pflanzenstoffe. Diese finden sich auch in Getreide, Hülsenfrüchten, Gewürzen und Kräutern. Ihre Gesundheitseffekte auf den Menschen sind heute vielbeforscht: Sie wirken unter anderem immunmodulierend, entzündungshemmend oder antimikrobiell. Effektive Vertreter aus dem Reich der Gemüse und Gewürze sind Knoblauch, Zwiebel, Kohl, Chili und Salbei.
Knoblauch: Keimabtötende Wunderknolle
Knoblauch enthält antibakterielle Schwefelverbindungen wie Allicin und Alliin, die auch in Zwiebeln, Lauch und Schnittlauch vorkommen. Egal ob roh, getrocknet, als Öl oder Extrakt: Knoblauch entfaltet seine Wirkung bereits im Magen. Studien ergaben, dass Allicin bereits in geringen Konzentrationen das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Hefen hemmt und die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen reduziert. Wer frischen Knoblauch zu Hause hat, kann mitunter schon durch den Verzehr von zwei bis drei kleinen Zehen von den antibakteriellen Effekten profitieren. Aufgekocht und inhaliert, kann er die Symptome bei Atemwegsinfekten wie einer Erkältung, Bronchitis oder Husten lindern. Roh gegessen kann er zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden beitragen. Egal in welcher Form konsumiert, die knofelige Behandlung verursacht keine Nebenwirkungen, unter Umständen aber einen unangenehm riechenden Atem.
Zwiebel: Vielseitiges Hausmittel
Weitere potente sekundäre Pflanzenstoffe sind Flavonoide. Sie sind in gelben, roten und violetten Obst- und Gemüsesorten wie Zwiebeln, Tomaten, Karotten, Orangen, Äpfeln und Beeren enthalten. Einzelne Flavonoide wie Quercetin wirken antimikrobiell, sowohl gegen Bakterien als auch Viren. Die Fähigkeit, virale Eiweiße zu binden, verringert deren Vermehrung und scheint somit die antivirale Wirkung zu erklären. Als Hausmittel wird die Zwiebel vielseitig eingesetzt. So können aufgelegte Säckchen, gefüllt mit fein geschnittenen und leicht gedünsteten Zwiebeln, bei akuten Mittelohrentzündungen helfen. Abgekochte Zwiebel als Ganzes, deren Sud als „Tee“ oder dieser eingedickt als Sirup mit braunem Zucker kann bei Husten und Erkältungskrankheiten lindernd wirken. Zwar gibt es wissenschaftliche Publikationen zu den lindernden Effekten, die Studien wurden allerdings großteils mit Extrakten durchgeführt. Inwiefern die Mengen und Konzentrationen im Alltag aufzunehmen sind, ist nicht einheitlich abzuleiten. Was jedoch in einer Untersuchung deutlich wurde, ist, dass Quercetin aus ausgelassenen Zwiebeln effizienter vom Körper aufgenommen wird als aus rohen. Dabei dürfte das Fett helfen, diese Stoffe aus der Zwiebel zu lösen und für den Organismus zugänglich zu machen. Zwiebeln scheinen also nicht umsonst eine lange Tradition als Hausmittel zu haben.
Kohl: Entzündungshemmend
Ein anderes Powergemüse ist Kohl. Ob Grün-, Rot- oder Spitzkohl: die lagerfähigen Gemüse beinhalten reichlich Vitamin C und K. So enthält Grünkohl auf 100 g doppelt so viel Vitamin C wie Grapefruit und fast so viel Carotinoide wie Karotten. Zudem enthält er verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe. Hier sind die Hauptvertreter die Glukosinolate. Durch Schneiden oder Kauen kommen sie mit dem Enzym Myrosinase in Berührung und zerfallen dabei in kleinere Einheiten wie Isothiocyanate (umgangssprachlich „Senföle“). Studien belegen, dass ihre antibakterielle Wirkung Entzündungen und Erkältungserscheinungen verringern kann. Das Auflegen von warmen Kohl-Wickeln ist auch heute noch ein bewährtes Hausmittel bei Blasen-, Mandel- und Nebenhöhlenentzündung, sowie Bronchitis, Hals- und Kopfschmerzen.
Gewürze und Kräuter: Vom Garten auf den Tisch
Das Wissen um das Potenzial von Scharf-, Gerb- und Bitterstoffen in Gewürzpflanzen ist schon lange in vielen Kulturen verbreitet. Sie haben sich bei vielen Befindlichkeitsstörungen des Alltags, besonders im Magen-Darm-Bereich oder bei Erkältungskrankheiten als vorbeugende und lindernde Mittel bewährt. Vor allem scharfe Gewürze wie Cayennepfeffer oder Chili wirken antibakteriell und stärken die Abwehrkräfte. Der Grund: Der in ihnen enthaltene Scharfstoff Capsaicin fördert die Durchblutung und hält schlechte Darmbakterien in Schach. Damit wird eine gesunde Darmflora gefördert, die mit einem starken Immunsystem verbunden ist.
Auch der heimische Garten liefert viele pflanzliche Helfer. Kamille, Salbei, Rosmarin und Thymian können dazu beitragen, Entzündungen und Infekte zu lindern. Kamillentee wirkt aufgrund seiner Flavonoide antimikrobiell. Thymol, ein Wirkstoff im Thymian, hat schleimlösende und antibakterielle Eigenschaften. Studien bestätigen seine Wirksamkeit bei Husten, etwa in Tee oder Hustensaft. Gleichzeitig wirkt es antibakteriell, weswegen Thymian etwa als Gurgelmittel gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum verwendet wird. Salbeiblätter enthalten ebenfalls ätherische Öle, entzündungshemmende Gerbstoffe (darunter Rosmarinsäure), Diterpene, Triterpene und Flavonoide. Schon zwei bis drei Tassen Salbeitee aus den Blättern können bei Magen-Darm-Beschwerden unterstützend wirken.
Fazit
Auch wenn Knoblauch, Zwiebel, Kräuter und Gewürze alleine keine Wunder vollbringen können, haben sie eine lange Tradition als sanfte Unterstützer. Eine wichtige Grundlage für ein starkes und gut funktionierendes Immunsystem ist und bleibt aber dennoch eine ausgewogene und vor allem bunte Mischkost.
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