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Honig, Agavendicksaft & Co.: Zuckeralternativen im Überblick

Zucker zu reduzieren, liegt im Trend. Ernährungsbewusste Menschen geben Honig, Dicksäften und Sirupen daher häufig den Vorzug. Welche Vor- und Nachteile haben die süßen Alternativen?

Obwohl Haushaltszucker noch immer das beliebteste Süßungsmittel ist, geht der Konsum in Österreich seit 2000/2001 zurück [Statista, 2024]. Laut Statistik Austria lag er 2022/23 bei 29 kg pro Kopf [Statistik Austria, 2024]. Häufig kommen statt normalem Haushaltszucker Sirupe, Dicksäfte, Blütenzucker oder Honig zum Einsatz. Davon erhoffen sich viele einen gesundheitlichen Nutzen. Wir haben einen Überblick über die bekanntesten Zuckeralternativen erstellt und uns angesehen, wie sie hergestellt werden und wie es um ihren Gesundheitswert steht.

Wissenswert

Haushaltszucker (Saccharose) hat etwa 400 kcal/100 g und eine Referenz-Süßkraft von 1 [Knies, 2019; Germscheid, 2023]. Die Süßkraft der verschiedenen Zuckeralternativen wird im Vergleich zu Haushaltszucker angegeben.

Agavendicksaft: Süßer als Zucker

Zunehmender Beliebtheit erfreut sich der Agavendicksaft. Er wird aus dem Saft der Agave (Agave tequilana) produziert, die vorwiegend in Zentralmexiko auf riesigen Plantagen angepflanzt wird. Zur Herstellung werden die Agavenherzen zunächst zermahlen, anschließend wird der Saft gefiltert. Durch die Zugabe von Enzymen werden die enthaltenen Polysaccharide Inulin und Fruktan in Fruktose, Glukose und Saccharose aufgespalten. Nach Filterung wird der Saft aufgekocht und abgefüllt [Knies, 2019]. Agavendicksaft ist süßer als Haushaltszucker. Geschmacklich zeichnet sich Agavendicksaft durch seine mild-süße, karamellartige Note aus.

Energie: Ø 304 kcal/100 g, Süßkraft: 1,2 [Knies, 2019; Germscheid, 2023]

Ahornsirup: unterschiedliche Gütegrade

Ahornsirup wird aus dem Saft des Zuckerahorns (Acer saccharum) gewonnen und vorwiegend in Kanada produziert. Der rohe Saft wird durch Dämpfen eingedickt, gefiltert und heiß abgefüllt. In Europa gibt es einheitliche Qualitätsgrade: AA, A, B, C und D. Das Grading steht im direkten Zusammenhang mit dem Erntezeitpunkt. Wird zu Beginn der Erntezeit im Februar geerntet, ist der Sirup milder und heller. Zum Ende der Erntesaison im April/Mai enthält er mehr Fruktose, schmeckt daher süßer und wird beim Einkochen dunkler. Je heller der Sirup, desto hochwertiger ist das Produkt und erhält den Gütegrad AA [Knies, 2019]. Die Verwendung hängt stark von der Qualität ab: Während sich Ahornsirupe der Klasse C und D wegen des herben Geschmacks besonders zum Kochen und Backen eignen, werden Sirupe der Klasse AA gerne pur zu Süßspeisen und Desserts wie Pfannkuchen und Eiscreme verzehrt. Ahornsirup besteht zu 60 % aus Zucker, überwiegend aus Saccharose [aid, 2014].

Energie: Ø 275 kcal/100 g, Süßkraft: < 1 (je nach Grad) [Knies, 2019; Germscheid, 2023]

Birkenzucker: eine kalorienarme Alternative?

Birkenzucker bezeichnet den Zuckeralkohol Xylit. In der Zutatenliste ist immer sein Klassenname ("Süßungsmittel") und die Bezeichnung „Xylit“ bzw. „Xylitol“ oder seine E-Nummer (E 967) angeführt. Birkenzucker ist genauso süß wie Haushaltszucker, hat eine kristalline Konsistenz und schmeckt ähnlich. Er enthält allerdings rund 40 % weniger Kalorien als Haushaltszucker und kann zur Erhaltung der Zahnmineralisierung beitragen, weswegen er häufig in Kaugummis eingesetzt wird [Thielking, 2021]. Praktisch: Xylit ist in der Küche 1:1 wie normaler Haushaltszucker einzusetzen. Das weiße kristalline Pulver kann einfach zum Teig hinzugefügt werden, ohne das Rezept ändern zu müssen [Thielking, 2021].Wer mehr über Birkenzucker erfahren möchte, findet Informationen in unserem umfassenden Artikel.

Energie: Ø 240 kcal/100 g, Süßkraft: 1,1 [Knies, 2019; Germscheid, 2023]

Wissenswert

Unser Zuckerglossar bietet einen Überblick über verschiedene Zuckerarten, die auf Lebensmitteletiketten zu finden sind. Diese Informationen helfen Verbraucherinnen und Verbrauchern, das Zutatenverzeichnis und die Unterschiede der verschiedenen Zuckerarten besser zu verstehen und einzuordnen.

Honig: komplexe Inhaltsstoffe

Honig ist bereits seit Jahrtausenden ein beliebtes Lebensmittel und galt einst als wertvolles Handelsgut. Auch heutzutage genießt er wieder vermehrt Aufmerksamkeit. Die Honigverordnung definiert Honig als einen natursüßen Stoff, der von Honigbienen erzeugt wird [Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, 2015]. Es gibt unterschiedliche Qualitäten, deren Kriterien von Blüte, Gewinnungsart und Gebrauch abhängen. Zu unterscheiden sind grundsätzlich Blütenhonige und Honigtauhonige und unter ihnen die verschiedenen Sorten, wenn es sich nicht um Mischungen handelt. So gibt es zum Beispiel Akazien,- Lindenblüten,- Raps-, Lavendel- und Edelkastanienhonig sowie Wald-, Tannen- und Pinienhonig, die jeweils mit typischer Aromatik punkten. Honig besteht zu rund 40 % aus Fruchtzucker (Fruktose), 35 % aus Traubenzucker (Glukose) sowie je nach Honigart aus anderen Zuckerarten wie Saccharose oder Maltose [aid, 2014]. Darüber hinaus sind in geringen Mengen viele andere Substanzen vertreten, etwa Säuren, Enzyme, Pollen, sekundäre Pflanzenstoffe, Aromastoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Dennoch werden dieser Kombination im Honig häufig antibakterielle, antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften nachgesagt, werben darf man damit gemäß der Health Claims-Verordnung allerdings nicht automatisch. Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rät, auf derartige Angaben zu verzichten oder einen Fachexperten zu Rate zu ziehen, da es sämtliche Vorschriften, Voraussetzungen und Ausnahmeregelungen zu beachten gilt [AGES, 2020]. Auch zur Bedarfsdeckung tragen die enthaltenen Mengen nicht bei [aid, 2014].

Energie: Ø 302 kcal/100 g, Süßkraft: 1,2 [Knies, 2019; Germscheid, 2023]

Kokosblütenzucker: charakteristische Aromatik

Kokosblütenzucker wird aus dem Blütennektar oder Saft des Stamms der Kokospalme (Cocos nucifera) gewonnen. Produziert wird er hauptsächlich in Südostasien, auf den Philippinen und in Indonesien, wo der Saft der Palme kaum behandelt oder raffiniert wird. Die goldbraunen Zuckerkristalle besitzen einen charakteristischen Eigengeschmack und verwöhnen mit Kokos- und Karamellnoten. Punkto Süßkraft und Kaloriengehalt ist Kokosblütenzucker dem Haushaltszucker sehr ähnlich [Thielking, 2021].

Energie: Ø: 390 kcal/100 g, Süßkraft: 1 [Knies, 2019; Germscheid, 2023]

Reissirup eignet sich bei Fruktoseintoleranz

Reissirup wird besonders in Japan als traditionelles Süßungsmittel verwendet und heutzutage auch in Europa hergestellt. Dafür wird Reismehl in Wasser gelöst und erwärmt, es werden Enzyme hinzugefügt, wodurch sich die enthaltene Stärke in ihre Zuckerbausteine aufspaltet [Knies, 2019]. Reissirup besteht demnach nur aus Glukose. Das Gemisch wird gefiltert und anschließend eingedickt. Der fertige Sirup hat ein leicht nussiges Eigenaroma und schmeckt mild-süß. Da er keine Fruktose enthält, eignet er sich auch zum Süßen bei Fruktosemalabsorption und -intoleranz [aid, 2014].

Energie: Ø 316 kcal/100 g, Süßkraft: < 1 [Knies, 2019; Germscheid, 2023]

Stevia: Süßungsmittel ohne Kalorien

Die Steviol-Glykoside wurden im Jahr 2011 als Süßungsmittel (E 960) zugelassen. Sie bezeichnen Extrakte, die aus den Blättern der südamerikanischen Pflanze Stevia rebaudiana gewonnen werden. Steviolglycoside sind 200- bis 300-mal süßer als Haushaltszucker, kalorienfrei und hitzestabil [aid, 2014]. Sie werden als Flüssigsüße, Streusüße und in Tablettenform angeboten und schmecken leicht bitter bzw. lakritzähnlich. Wen das nicht stört, der kann mit diesem Süßungsmittel vor allem Süßspeisen und Getränke süßen. Zum Backen eigenen sich Steviolglycoside nur bedingt, da dem Teig das nötige Volumen fehlt, das der Zucker hat. Hier finden Sie einen umfassenden Artikel über Stevia.

Energie: Ø 0 kcal/100 g, Süßkraft: 250 [Knies, 2019; Germscheid, 2023]

Fazit: Abwägung von Geschmack, Gesundheit und Nachhaltigkeit

Manche süßenden Alternativen wie Ahornsirup oder Agavendicksaft gehen mit weiten Transportwegen einher. Auch wenn diese nur für einen kleinen Teil der Emissionen eines Produktes verantwortlich sind, sind heimische Produkte aus ökologischer Sicht vorzuziehen. Geschmacklich können die Alternativen punkten, aber kalorientechnisch ist es oft einerlei. Zwar haben Honig, Dicksäfte und Sirupe aufgrund des Wassergehalts mit rund 300 kcal/100 g um etwa 100 kcal/100 g weniger Energie als Haushaltszucker, oft werden jedoch für den gleichen süßenden Effekt größere Mengen verwendet, womit sich das Sparpotenzial relativiert. Die teilweise höheren Gehalte an Mineralstoffen und Vitaminen sind allgemein zu gering, um einen nennenswerten gesundheitlichen Vorteil zu bringen.

Der Text ist eine gekürzte und aktualisierte Fassung des Artikels: Kern C: Zuckeralternativen: Süßer Ersatz mit Mehrwert?, ernährung heute 03|2019.

Literaturverzeichnis

aid Infodienst Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Zucker, Sirupe, Honig, Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe. https://www.stern.de/resource/blob/7208210/cd604823ce35de9f4f1fd5c74b321c6a/broschuere-zucker--sirupe--honig--zuckeraustauschstoffe-und-suessstoffeker-data.pdf (Zugriff: 07.10.2024).

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen: Gesamte Rechtsvorschrift für Honigverordnung (letzte Änderung 2015). www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20003174  (Zugriff: 07.10.2024).

Germscheid V: Alles, was uns das Leben versüßt – Zucker und andere Süßungsmittel (Stand: 03.10.2023). www.vis.bayern.de/ernaehrung/lebensmittel/gruppen/zucker.htm (Zugriff: 07.10.2024).

Knies JM: Von Agavendicksaft bis Kokosblütenzucker. Ernährungsumschau 2, Spezial Zuckeralternativen, Seite M88–M98 (2019).

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES): Kennzeichnung von Honig – Leitfaden (Stand 2020. www.ages.at (Zugriff: 07.10.2024).

Statista: Pro-Kopf-Konsum von Zucker in Österreich bis 2022/23. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/287859/umfrage/pro-kopf-konsum-von-zucker-in-oesterreich/#:~:text=Im%20Jahr%202022%2F23%20konsumierten,die%20Marke%20von%2030%20Kilo (Zugriff: 07.10.2024).

Statistik Austria: STATcube: Versorgungsbilanzen für Zucker ab 1994/1995. https://www.statistik.at/statistiken/land-und-forstwirtschaft/landwirtschaftliche-bilanzen/versorgungsbilanzen (Zugriff: 07.10.2024).

Thielking H: Süßende Lebensmittel und Süßungsmittel (Stand: 28.07.2021). https://www.bzfe.de/lebensmittel/trendlebensmittel/suessende-lebensmittel-und-suessungsmittel/ (Zugriff: 07.10.2024).

Schwerpunkt

Diskurs rund um Zucker

Der Konsum von Zucker und seine gesundheitlichen Auswirkungen sind Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung und öffentlicher Diskussion. Aktuelle Studien zeigen differenzierte Zusammenhänge zwischen Zuckerkonsum, Adipositas und metabolischen Erkrankungen.

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